Mistral – Wieso wachsen die Bäume im Rhône Tal schief?
Falls es euch diesen Sommer an die französische Mittelmeerküste in die Nähe von Marseille oder Montpellier verschlägt, solltet ihr schonmal vom Mistral gehört haben.
Das ist ein Wind der aus dem Landesinneren durch das Rhône Tal aufs Meer hinaus weht. Dabei bringt er sehr trockene aber auch kalte Luft mit und sorgt für wolkenfreien Himmel und sternklare Nächte. Das Einsetzen des Mistrals macht sich meist dadurch bemerkbar, dass es zur Bildung von Lenticulariswolken kommt.
Je nach Großwetterlage weht der Mistral 3-4 Tage oder aber auch 1-2 Wochen.
Im Frühjahr, Herbst und Winter tritt er dabei häufiger und mit stärker Windgeschwindigkeit (8-10 Bft) auf als im Sommer (6-8 Bft).
Für die Entstehung ist zum einen die Großwetterlage verantwortlich, zum anderen aber das Rhône Tal, denn dort wird der Wind kanalisiert, wodurch es zum Düseneffekt kommt.
Als kleine Randnotiz sei erwähnt, dass der Mistral so häufig auftritt, dass die Bäume im Rhône Tal schief wachsen und den Kirchen anstatt geschlossenen Dächern Stahlkäfige aufgesetzt wurden, um weniger Angriffsfläche zu bieten.
Die Großwetterlage ist geprägt durch ein Tiefdruckgebiet, welches über Frankreich Richtung Osten abgezogen ist, und durch ein Hochdruckgebiet an der französischen Westküste. Dadurch kommt es zu einer nord-nordwestlichen Strömung über Südfrankreich, welche dann im Rhône Tal kanalisiert wird.
Zusätzlich verstärkt wird der Mistral beim Auftreten des Genuatiefs. Ein weiteres Tiefdruckgebiet westlich von Marseille, welches den Mistral aus dem Rhône Tal “herauszieht”.
Text: Johannes Röttenbacher
Bilder: Michael Thomas