Bora – Wann weht polarer Wind am Mittelmeer?

Bis zum Sommer ist es zwar noch etwas hin, solltet ihr jedoch bereits jetzt eine Reise ans Mittelmeer planen, dann könntet ihr mit einer Reihe von Windsystemen Bekanntschaft machen. Aber keine Sorge, wenn ihr in den nächsten Wochen unsere Beiträge lest, dann seid ihr bestens vorbereitet. Heute geht es um die Bora, einen kalten und böigen Fallwind, der im Lee von küstennahen Gebirgen auftritt. Speziell im Mittelmeerraum kommt der ablandige Wind von den Dinariden an der kroatischen Adriaküste. In Böen kann er dabei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h erreichen. Voraussetzung für die Entstehung der Bora ist ein Kaltluftausbruch polarer Luftmassen bis weit in den Süden. Kommt es aufgrund der Wetterlage zu einer östlichen Anströmung der Dinariden, so wird die kalte Luft an der Gebirgskette gestaut und sucht sich ihren Weg durch die Korridore der Gebirgspässe oder überströmt bei genügend Nachschub polarer Luft das Gebirge. Im weiteren Verlauf sinkt die Kaltluft aufgrund ihrer höheren Dichte an der Lee-Seite der Dinariden in Richtung Adriaküste wieder herab. Doch warum ist der Wind nun so kalt? Verglichen zu der warmen mediterranen Meeresluft, ist die Luft polaren Ursprungs an der Luv-Seite des Gebirges relativ kalt. Je kälter die angeströmte Luft und je geringer die Gebirgshöhe, desto weniger spielt auch die adiabatische Erwärmung der Luft beim Absinken in Richtung wärmeres Mittelmeer eine Rolle. Der Düseneffekt beschleunigt dabei die Luftmassen beim Absinken zusätzlich und verstärkt dadurch das Kälteempfinden durch den böigen Charakter des Windes.

Die vorherrschende Druckverteilung beeinflusst die Art der Bora: Eine „schwarze Bora“ oder zyklonale Bora, tritt auf, wenn ein Tief über dem Mittelmeer liegt und ist mit tiefhängenden Wolken, Niederschlag und geringer Sichtweite verbunden. Die „weiße Bora“ oder antizyklonale Bora hingegen, ist durch ein Hoch über Zentraleuropa charakterisiert und zeichnet sich durch eine trockene Lee-Seite mit guter Sichtweite aus, während an der Gebirgskante Quellwolken zu sehen sind.

Text: Matteo Urzi
Bilder: Emma Tubbe