Medicane – Wie kann es Hurrikanes im Mittelmeer geben?

 Heute widmen wir uns dem Medicane (MEDIterranean hurriCANE), dem mediterranen Pendant zum tropischen Hurrikane. Einen Medicane könnt ihr euch auch erstmal vorstellen wie einen Hurrikane, den man ins Mittelmeer gesetzt hat. Zumindest sieht er auf Satellitenbildern sehr ähnlich aus. Teilweise entwickelt sich sogar das charakteristische wolkenfreie Auge im Zentrum des Sturms. Ein paar Unterschiede gibt es aber doch. Da wäre zum einen die Größe und Lebensdauer. Ein Medicane wird aufgrund der Größe des Mittelmeers nicht größer als 200 bis 300 km im Durchmesser. Zudem erzeugt ein Medicane auch kein sich selbst erhaltendes Wettersystem, sodass er sich meist innerhalb von 2 Tagen wieder auflöst. In dieser Zeit sorgt er allerdings mit hohen Windgeschwindigkeiten und heftigen Niederschlägen für Schäden und Überschwemmungen. Doch wie entsteht ein Medicane? Auch hier gibt es einen deutlichen Unterschied zum Hurrikane. Denn die feucht warme Luft über dem Mittelmeer steigt erst aufgrund eines kalten Höhentiefs auf, welches vorher aus Mitteleuropa über das Mittelmeer gewandert ist. Durch die starke Temperaturabnahme mit der Höhe kommt es zur Quellwolkenbildung und schließlich zur Entwicklung eines Sturms, welcher sich zu einem Medicane verstärken kann. Dies passiert vor allem im Herbst, wenn das Meer noch warm genug ist und es bereits Kaltlufteinbrüche nach Europa gibt. Im Zuge des Klimawandels werden Medicane zwar etwas weniger wahrscheinlich, allerdings nimmt ihre Intensität und damit ihr Gefahrenpotenzial zu. Der letzte Medicane entwickelte sich im Übrigen aus dem Sturmtief DANIEL am 04.09.2023 und sorgte für die verherrenden Überschwemmungen in Griechenland und Libyen.

Text: Johannes Röttenbacher
Zeichnung: Michael Thomas