Kobolde – Wann sieht man Kobolde am Himmel tanzen?

Kobolde, Elfen, Trolle, Pixies, Geister, Gnome – Nein, ihr lest gerade keine Fabel, sie existieren tatsächlich! Doch was haben diese Wesen mit Meteorologie zu tun? Heute entführen wir euch in die spannende Welt der transient luminous events und stellen euch Sprites (dt. Kobolde) vor. Sprites sind elektrische Entladungen, die bei einem Gewitter aus der Wolkendecke heraus bis in eine Höhe von über 100 km nach oben ausschlagen können. Dabei ähneln sie roten, blauen oder violetten Blitzen, die stramm aufwärts verlaufen und deren Kanäle meist kurz nach Austritt aus der Wolkendecke in zahllose Verästelungen zerfallen, wodurch sie an eine Stichflamme oder einen Atompilz erinnern. Sprites treten bei besonders heftigen Gewittern auf, wenn starke horizontal ausgedehnte Blitze im Boden einschlagen. Diese Elternblitze übertragen riesige Mengen an Ladung und sind fast immer positiv gepolt, wodurch die Erde schnell eine positive Nettoladung erhält und die Wolkendecke der Gewitterzellen eine negative Ladung annimmt. Dadurch entsteht ein starkes elektrisches Feld zwischen der negativ geladenen Wolkenobergrenze und einer hohen Konzentration positiv geladener Ionen, die sich weiter oben in der unteren Ionosphäre befinden. Dieses neue Ungleichgewicht kann bei Übersättigung an Elektronen einen Sprite auslösen. Ihre Farbe erhalten Sprites durch die Kollision der Ladungsteilchen mit den Atomen in der Atmosphäre, welche dadurch angeregt werden und die überschüssige Energie in Form von Licht emittieren. Da die Atmosphäre bis zur Ionosphäre hauptsächlich aus Stickstoff besteht, leuchten Sprites je nach Druck in blauer bis roter Farbe. Im Gegensatz dazu sind die höher liegenden Polarlichter meist grün, da dort vor allem Sauerstoff angeregt wird. Vom Boden aus können Sprites nur nachts bei klarer Sicht über starken Gewittern in der Ferne beobachtet werden. Lange Zeit wurden sie deshalb als Spinnerei von Piloten abgetan.

Text: Matteo Urzi
Zeichnung: Olaf Börner