DWD ändert Kommunikation der Erwärmung in Deutschland

Der Deutsche Wetterdienst ändert die technischen Aspekte der Bestimmung der mittleren Erwärmung in Deutschland und kommuniziert somit eine andere Erwärmung als bisher — und die fällt deutlich stärker aus.

Die Jahresmitteltemperatur – sowohl global als auch in Deutschland – schwankt um etwas, was wir Klima nennen. Das Klima spannt den Raum der Möglichkeiten auf, in denen sich das Wetter bewegen kann. Die Zeiten ausgewogener Schwankungen, während derer sich wärmere und kältere Jahre um einen konstante Trendlinie die Waage halten, sind jedoch vorbei. Wir beobachten in den letzten Jahrzehnten deutlich mehr Jahre, die wärmer sind als das Mittel über die Jahre 1961 – 1990. Bis etwa in die 1990er Jahre hinein konnten wir das Klima in erster Näherung mit einem linearen Anstieg beschreiben. Dieses Konzept ließ sich in den letzten Jahren immer schwieriger aufrecht halten, da fast alle Jahre deutlich über der Trendlinie lagen. Wird nun der Zeitbereich für ein lineares Modell (Ausgleichsgerade)  geändert, ändert sich auch die Steigung signifikant, was der Annahme eines linearem Anstiegs widerspricht.

Der DWD trägt dem Rechnung und nutzt ab sofort eine flexiblere Methode (LOESS) zur Abschätzung des klimatischen Mittels. Die Folge ist, dass die aktuell zu kommunizierende mittlere Erwärmung für Deutschland bezogen auf den Referenzzeitraum 1961-1990 um +0.6°C stärker ausfällt als mit der bisherigen Methode des linearen Trends. Während die Änderung der klimatischen Temperatur geschätzt mit einem linearen Modell zwischen 1881 (Beginn der Messungen) und 2024 bei +1.9°C liegt, erhalten wir mit der dem Problem angemesseneren Methode (LOESS) eine Änderung von +2.5°C im selben Zeitraum.

Wichtig: wäre der Anstieg tatsächlich linear, würde die neue Methode das auch genauso zeigen. Es ist also kein statistischer Trick, der artifiziell ein höhere Erwärmung liefert. Ganz im Gegenteil: ein Festhalten am linearen Trend würde eine systematische Unterschätzung der mittleren Erwärmung zeigen. Dieselbe Methode wird es ab sofort auch zur Kommunikation der Änderung von Niederschlagsmengen oder der Sonnenscheindauer geben. Mehr dazu hier.