Beobachtungshinweise Frühling

Frühlingsanfang

Meteorologischer Frühlingsanfang

Meteorologischer Frühlingsanfang ist der 1. März. In der Meteorologie beginnen die Jahreszeiten immer am ersten Tag des Monats, in welchen der kalendarische Termin fällt. Diese Definition wird verwendet, um vier Jahreszeiten von nahezu konstanter Länge zu erzeugen und so die statistische Vergleichbarkeit von Wetteraufzeichnungen und Klimadaten über längere Zeiträume zu gewährleisten.

Astronomischer Frühlingsanfang

Der astronomische Frühlingsanfang wird von der Tag- und Nachtgleiche datiert. Durch die Neigung der Erdachse zur Sonne hin beginnt der Frühling auf der Nordhalbkugel dann, wenn die Sonne über dem Äquator exakt im Zenit steht. Am Tag darauf „wandert“ die Sonne dann nach Norden, das heißt, dass dort die Nächte länger sind als im Süden und am Nordpol beginnt der Polartag.

Die März-Tagundnachtgleiche findet nicht jedes Jahr am selben Tag statt und hängt zudem von der örtlichen Zeitzone ab. In der mitteleuropäischen Zeitzone, in der auch Deutschland liegt, findet der Frühlingsanfang in den nächsten Jahrzehnten immer am 20. März statt. In diesem Jahrhundert fiel er 2011 zum letzten Mal auf den 21. März, im Jahr 2048 beginnt der Frühling erstmals am 19. März.

Phänologischer Frühlingsanfang

Im Unterschied zum kalendarischen oder dem meteorologischen Frühlingsbeginn fällt die phänologische Jahreszeit nicht auf ein festes Datum, sondern ist abhängig vom Blühbeginn einzelner Pflanzen und deren Entwicklung.

Der Vorfrühling beginnt meist Ende Februar oder Anfang März, wenn die Kätzchen der Haselsträucher stäuben und die Schneeglöckchen blühen. In dieser Jahreszeit blüht auch die Erle und somit beginnt für die Allergiker die unangenehme Heuschnupfenzeit. Sobald die überschüssige Winterfeuchtigkeit von den Böden verschwunden ist, starten die landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

Dann ist auch der Erstfrühling nicht mehr weit. Er äußert sich durch die Blüte von Forsythie, Stachel- und Johannisbeere, später von Kirsche, Pflaume und Birne, von Schlehdorn und Ahorn. Das Sommergetreide geht auf, Grünland ergrünt, Blätter treiben, zunächst Rosskastanie und Birke, etwa eine Woche später auch Rotbuche, Linde und Ahorn. Die Bauern beginnen mit der Aussaat von Kartoffeln und Futterrüben.

Mit der Apfelblüte hält der Vollfrühling Einzug. Er startet meist Ende Februar im Südwesten von Portugal und erreicht ca. 90 Tage später das etwa 3.600 km entfernte Finnland. Er zieht in Europa also mit ca. 40 km pro Tag nordwärts. Mit dem Vollfrühling beginnt die Zeit der Blütenfülle. Es blühen nicht nur die Obstbäume, sondern auch viele Wildpflanzen und Ziersträucher, z.B. der Flieder. Auch die spät austreibenden Laubbäume entfalten jetzt ihr Laub. Auf den Feldern gehen Futterrüben und Kartoffeln auf, Raps und Wintergetreide wachsen schnell in die Höhe. Die steigenden Temperaturen und die längere Sonneneinstrahlung sorgen für eine allgemein stürmische Pflanzenentwicklung. Der phänologische Beobachter muss jetzt sehr aufmerksam sein, damit er die vielen phänologischen Phasen mitbekommt.

Wetter im Frühling

Im Frühling sind sowohl Kaltluftvorstöße mit Schnee und Nachtfrösten als auch sommerliche Temperaturen möglich. Während sich in Südeuropa die Landflächen aufgrund des zunehmenden Sonnenstandes immer mehr aufwärmen, hält sich häufig die Kaltluft noch lange über Nordeuropa. Um diese großen Temperaturunterschiede auszugleichen, entstehen Tiefdruckgebiete, die unser Wetter in Deutschland beeinflussen. Nur sehr selten halten sich langanhaltende und beständige Hochdruckwetterlagen. Durch zunehmend labile Schichtung der Atmosphäre entstehen zunehmend Schauer oder Gewitter. Oft sind erst im Mai die Temperaturgegensätze so ausgeglichen, dass sich das „launische“ Wetter beruhigt.

Temperaturen

Der März ist der Monat mit den größtmöglichen Temperaturunterschieden. Er kann sehr frühlingshaft werden, aber auch zeitweise winterlich kalt.

Am 31.03.2021 gab es in Südwest- und Westdeutschland bereits Höchstwerte von 27°C. Aber es sind auch noch Tiefstwerte (abseits der Zugspitze) von -28,5°C möglich, so gemessen am 05.03.1949 in Trochtelfingen auf der Schwäbischen Alb. Nicht selten gibt es, vor allem in sonnigen und nachts stark auskühlenden Tallagen auch Tagesgänge von über 20°C.

2017 war bisher der wärmste März. Er lag mit einem Monatsmittel von 7,2°C um 3,7 Grad über dem Soll (1961-90) und schlug damit die März-Monate von 1938 und 1989, die mit jeweils 7,0 Grad den vorherigen Rekord hielten.

Oft entstehen die Kaltluftausbrüche durch einen Zusammenbruch des mit Höhenkaltluft aufgefüllten Polarwirbels, der im Winter durch Temperaturgegensätze zwischen den sich abkühlenden Luftmassen über den Polen und milderer Luft weiter südlich entsteht. Dann kann die Kaltluft ungehindert in niedrigere Breiten strömen und nochmals für eisige Temperaturen sorgen.

Einen heftigen Märzwinter gab es beispielsweise 2013. Nach einigen ersten frühlingshaft warmen Tagen Anfang März kam es ab 8. März von Nord nach Süd fortschreitend zu einem kräftigen Kaltlufteinbruch. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland traten Monatsrekorde in Tiefsttemperatur und Schneedeckenhöhe auf, und der März 2013 gehört zu den kältesten Märzmonaten der letzten hundert Jahre. Erst nach der ersten Aprilwoche ließ die Kälte langsam nach. Noch kälter, da fast durchgehend frostig, waren nur die Märzen der Jahre 1987 und 1883.

Im gesamten meteorologischen Frühling reicht die Temperaturbandbreite von den schon erwähnten -28,5°C in Trochtelfingen bis +36,6°C, die am 23.05.1922 in Hamburg-Bergedorf gemessen wurden.

Das wärmste Frühjahr gab es 2007 mit einem deutschlandweiten Temperaturmittel von 10,6, die kühlsten waren 1955 mit 5,9°C und 1870 mit 6,0.

Eisheilige

Zu den bekanntesten Lostagen im Mai gehören die Eisheiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia vom 11. bis 15. Mai. Bauernregeln wie „Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“ und „Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie“ spielen auf die Nachtfröste an, die bis Mitte Mai immer wieder vorkommen können.

Bei den Eisheiligen handelt es sich um späte Kaltlufteinbrüche, bei der sich Polarluft nach Deutschland ausbreitet. Vor allem bei Gärtnern und Bauern sind die Eisheiligen gefürchtet, da Frostschäden an Pflanzen drohen. 

Die Namenstage der Eisheiligen beziehen sich auf den Julianischen Kalender und würden sich aufgrund der Kalenderreform im Jahre 1582 eigentlich um 10 Tage nach hinten verschieben.

Wie die Verknüpfung mit den Bauernregeln schließlich zustande kam, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich war es Zufall, dass die mit ursprünglichem Datum in den Gregorianischen Kalender transferierten Gedenktage mit einer regelmäßig wiederkehrenden Singularität eines markanten Kaltlufteinbruchs zusammenfielen und die verehrten Heiligen deshalb den Beinamen Eisheilige (oder auch Gestrenge Herren oder Eismänner) verpasst bekamen. Die „kalte Sophie“ wurde erst später zu den Eisheiligen hinzugezählt.

Die Bauernregeln im Zusammenhang mit den Eisheiligen wurden wahrscheinlich in der kleinen Eiszeit aufgestellt, als die Winter noch strenger und langandauernder waren. Aber vor allem in Gebirgslagen haben sie sich bis heute tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben und Viele halten daran fest und verlegen ihre Aussaat konsequent erst nach Abzug der kalten Sophie. Denn statistisch gesehen strömt nach anfänglich wärmeren Temperaturen zur Monatsmitte nochmals kalte Polarluft nach Mitteleuropa, die durchaus zu Nachtfrösten führen so manche Obstbaumblüte zunichtemachen kann.

Die früheren Bauern hatten noch keine präzisen Wetterberichte oder gar Wetterapps, an denen sie sich mit ihren Arbeiten orientieren konnten. Sie mussten sich auf ihre eigenen Beobachtungen und analytischen Fähigkeiten verlassen, um nicht durch erfrorene Pflanzen ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Insofern wurde es von Generation zu Generation überliefert, für Auspflanzungen ins Freie die Eisheiligen abzuwarten, selbst wenn es vorher noch so warm ist. Aufgrund des wärmeren Klimas werden zwar deutschlandweit inzwischen die Nachtfröste im Mai immer seltener, dennoch gibt es die Kaltlufteinbrüche nach wie vor und werden statistisch gesehen sogar immer markanter. Das liegt zum einen daran, dass die erste Maidekade deutlich wärmer ist als früher, aber aufgrund der immer sauberer werdenden Luft bei trockener Polarluft klare Nächte auch immer mehr auskühlen.

Atmosphärische Erscheinungen im Frühjahr

Regenbogen

Obwohl man ab Ende März/Anfang April aufgrund der immer höher steigenden Sonne den Regenbogen nicht mehr ganztägig sehen kann, hat er seine größte Häufigkeit im April und im Mai. Ursache sind die häufigen und oft kleinräumigen Schauer, die rasch von West nach Ost ziehen und auf der Rückseite der Tröpfchenwand einen Regenbogen erzeugen.

Oft kann man sogar anhand von Radar- und Satellitenbild abschätzen, wann der Schauer vorüber ist und gezielt nach dem Regenbogen suchen. Der doppelt so häufige (primäre) Hauptregenbogen hat einen Radius von 42° um den Sonnengegenpunkt (Kopf des Beobachterschattens). Nimmt man von diesem Punkt aus als Maß beide gespreizte Hände der ausgestreckten Hand, erhält man ungefähr den Bereich, wo man den Regenbogen suchen muss. Zum besseren Kontrast eignet sich ein Polfilter, da das Licht des Regenbogens sehr stark polarisiert.

Halos

Halos entstehen durch Brechung und Spiegelung des Sonnenlichtes an Eiskristallen hoher Wolken. Solche Eiswolken, meist Cirrus oder Cirrostratus, seltener auch Cirrocumulus sind oft Vorboten von Wetterfronten.

In den Ergebnissen einer fast 40-jährigen Reihe kontinuierlicher Halobeobachtung des Arbeitskreises Meteore e.V. tritt im Frühjahr ein ausgeprägtes Maximum auf, welches im April seinen Höhepunkt findet. In diesem Monat gibt es nicht nur an den meisten Tagen Halos zu sehen, sondern es treten häufig auch umfangreiche Displays mit seltenen Erscheinungen auf. Zur Unterscheidung der ca. 50 bekannten Haloarten eignet sich die Übersichtsseite der Haloarten des AKM e.V. (→ Link zu Halos allgemein).

Pollenkorona

Die Pollenkorona entsteht durch Lichtbeugung an den Blütenpollen und ist am besten bei klarem blauem Himmel als kleiner farbiger Kranz um die Sonne zu beobachten. Durch die große Blendwirkung der Sonne ist für die Beobachtung eine dunkle Sonnenbrille vonnöten, zudem sollte man die direkte „Sonnenscheibe“ unbedingt abdecken. Am einfachsten ist sie deshalb bei Sonnenuntergang beobachtbar, wenn die Blendwirkung nachlässt, oder seltener am Mond. In den warmen Gebieten Deutschlands sind nicht selten ab Februar die ersten Pollenkoronen an Erlen- oder Birkenpollen sichtbar. Die schönsten und hellsten entstehen aber im Mai an den Pollen von Fichte und Kiefer. Durch Luftsäcke können sich diese lange in der Luft halten und werden bei leichtem Wind mitunter über 100km weggetragen. Trifft das Sonnenlicht auf die Pollen, wirken sie wie ein Hindernis, an dessen Rand das Licht in seine Spektralfarben aufgespalten wird. Es entsteht also ein Beugungsbild, dessen Aussehen von der Form der Pollen abhängt. Bei Fichten- und Kiefernpollen sind nicht rund und erzeugen deshalb an den Koronen charakteristische Knoten, durch welche man sie sehr sicher zuordnen kann. (→ mehr zu Pollenkoronen)

Text und Fotos: Claudia Hinz