Roll Clouds – Wo können wir Roll Clouds beobachten?

Heute geht es um eine seltene Wolke, die Roll Cloud, von der es grundsätzlich mehrere Arten gibt. Eine ganz besondere Art ist die Morning Glory Cloud, die im Frühjahr der Südhalbkugel im Küstenbereich des Golfs von Carpentaria im Nordosten Australiens vorkommt. Sie tritt regelmäßig an der Südküste des Golfs in der Morgenzeit als niedrige Wolkenwalze auf, die sich über mehrere hundert Kilometer weit erstreckt. Obwohl diese Art einer Roll Cloud auch in anderen Teilen der Erde auftreten kann, sind regelmäßige Beobachtungen nur aus der einen Region bekannt. 

Eine wichtige Rolle spielt die Verteilung der Land- und Meeresoberfläche. Östlich des Golfs liegt die Cape York Halbinsel. Über ihr erwärmt sich tagsüber die Luft und steigt auf, sodass von beiden Seiten Luft von der See nachströmt. Die beiden Seewinde treffen in der Mitte der Halbinsel aufeinander und bilden eine sogenannte Konvergenzlinie. Wenn die Sonne untergeht, verlagert sich die Konvergenzlinie mit der vorherrschenden nordöstlichen Strömung südwestwärts in Richtung des Golfs. Dort werden an einer bodennahen Inversion – die Luft direkt über der Wasseroberfläche ist kälter als in höheren Schichten – auf ganzer Länge Wellen ausgelöst, die sich wie Wellen auf einer Wasseroberfläche mit der Konvergenzlinie nach Südwesten bewegen. Zum Morgen erreichen sie die Südküste des Golfs, wo sich die Luft über Nacht deutlich abgekühlt hat. Die heranziehenden Wellen sorgen dafür, dass die kühle Luft etwas angehoben wird, sodass sich eine Wolke bildet. Sie zeigt den Aufwindbereich der Welle an und sieht wie eine langgezogene Wolkenreihe aus. Die spezielle Kombination aus Land-See-Verteilung, Wassertemperatur und Wetterlage sorgt dafür, dass die sehr beeindruckend erscheinende Wolke recht regelmäßig am Morgen an der Südküste auftaucht und dort beobachtet werden kann. Daher stammt auch ihr Name.

Text: Felix Herz
Zeichnung: Olaf Börner