Tourismusklimatologie – Klima und Tourismus

Tourismusklimatologie

Stellenwert von Wetter und Klima für den Tourismus

Die Begriffe “Wetter – Klima – Tourismus“ sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Weder Touristen noch Reiseveranstaltern muss man in der Regel auf die Bedeutung des Wetters hinweisen. Wer kennt nicht das Gefühl, einen Wochenendausflug absagen zu müssen, weil das Wetter verrückt spielt? Oder gibt es Schlimmeres als Ferien, die buchstäblich ins Wasser fallen?

Auch Reiseveranstalter oder Anbieter wissen aus eigener, z. T. schmerzlicher Erfahrung, um den Stellenwert des Wetters: Verregnete Sommer und schneearme Winter lassen die Touristen ausbleiben und sorgen für ein Loch in der Kasse. Doch wie steht es mit dem Klima ? Das Klima, definiert als mittlerer Zustand der Atmosphäre und deren Extreme, bestimmt neben vielen anderen Faktoren, ob gewisse Tourismusformen an bestimmten Orten grundsätzlich in Frage kommen oder nicht. Lange Zeit herrschte die Vorstellung, Klima sei etwas konstantes. Diese Auffassung, die nicht zuletzt auch unter Reiseveranstalter oder Anbieter weit verbreitet ist, gilt es zu korrigieren. Das Klima ist nicht statisch, sondern variabel in Raum und Zeit.

Begriffe

Der Tourismus wird von vielen Einflussgrößen geprägt, Wetter und Klima sind zwei davon.

Wetter: zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Ort wirksame Kombination der atmosphärischen Elemente (Zustand der Atmosphäre) und die sich gerade abspielenden Vorgänge in der Atmosphäre.

Witterung: abgrenzbare, für die jeweilige Jahreszeit oft typische Abfolge der atmosphärischen Zustände in einem Gebiet (Zeitskala: mehrere Tage).

Klima: die für einen Ort, eine Landschaft oder einen größeren Raum typische Zusammenfassung der erdnahen und die Erdoberfläche beeinflussenden atmosphärischen Zustände und Witterungsvorgänge während eines längeren Zeitraumes in charakteristischer Verteilung der häufigsten, mittleren und extremen Werte (Zeitskala: mehrere Jahre).

Tourismus: ist die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- oder Arbeitsort ist.

Wetter und Klima als Angebotskomponenten im Tourismus

Das Klima zählt, neben der geographischen Lage, der Topographie, dem Landschaftsbild, der Vegetation und der Tierwelt, zu den natürlichen und anthropogenen Faktoren des ursprünglichen Angebots.

Wetter und Klima als limitierende Faktoren im Tourismus

Die Eigenschaften von Wetter und Klima sind selten so, dass sie die menschlichen Aktivitäten ganz zu unterbinden vermögen – als Kostenfaktoren können sie letztendlich aber doch entscheidend werden.

Auf den Tourismus übertragen, bedeutet dies, dass praktisch alle Gebiete und Länder der Erde über ein minimales Tourismuspotential verfügen, die klimatischen Verhältnisse aber die Erschließung von einigen Regionen als nicht lohnenswert erscheinen lassen.

Der Anbieter wird von der Erschließung solcher Gebiete absehen, weil sich die touristische Inwertsetzung nicht auszahlt. Und der Tourist, der diese Regionen trotz allem besucht, muss ebenfalls mit hohen Kosten rechnen; sei es in finanzieller Form (z.B. Transportkosten) oder im übertragenen Sinn (z.B. körperliche Strapazen). Kosten bzw. Umsatzeinbußen werden aber auch durch Witterungsschwankungen verursacht. Ein verregneter Sommer oder ein schneearmer Winter können mit gravierenden Konsequenzen für den Tourismus verbunden sein.

Wetter und Klima als Steuergrößen der touristischen Nachfrage

Wetter und Klima prägen nicht nur das touristische Angebot, sondern auch die Nachfrage. Sie beeinflussen u.a. die Entscheidung, wohin die Reise geht bzw. welche Aktivitäten ausgeübt werden. Die klimatischen Gegebenheiten spielen in den drei Phasen der Reise: vor, während und danach eine entscheidende Rolle. Die meteorologischen Bedingungen beeinflussen auch die Gestaltung des Tagesablaufes.

Wetter, Klima, Gesundheit und Tourismus

Reisen in klimabelastete Gebiete der Erde können Gesundheitsgefahren hervorrufen (z.B. Hitzestress, Hitzeschlag, UV-Strahlung, Schadstoffbelastung der Luft). Eine gezielte Klimaberatung von Reisenden vor allem von Risikogruppen (Senioren, Kinder und Kranke) kann vorbeugen und schützen.

Ziele der Kommission Klima, Tourismus und Erholung

Die Internationale Gesellschaft für Biometeorologie (ISB) ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern, die sich den Wechselwirkungen der Atmosphäre und den lebenden Organismen (Mensch, Tier und Pflanze) beschäftigt. Sie ist in Kommissionen und Arbeitsgruppen aufgegliedert und eine davon ist „Klima, Tourismus und Erholung“. Die Ziele der Kommission sind der wissenschaftliche Gedankenaustausch, Forschungskoordination und die Verbreitung von Informationen über:

  • Thalassotherapie (Anwendung von Meer wasser und Meeresklima auf die menschliche Gesundheit).
  • Bereitstellung von Informationen für eine klimagerechte Anpassung von Reisenden (Akklimatisation).
  • Methoden zur Bewertung der Beziehungen zwischen Klima, Wetter, Tourismus und Erholung.
  • Tourismus und Gesundheit.
  • Klimaänderungen und Tourismus.

Aktivitäten der Kommission

Untersuchungen zu:

  • Auswirkungen von Klimaschwankungen und –änderungen auf den Tourismus.
  • Meteorologische Extremereignisse und deren Effekte auf den Tourismus.
  • Klimatherapie und Gesundheitstourismus.
  • Methoden für die Klärung des Zusammenhangs zwischen Klima, Wetter, Witterung und Tourismus.

Verfasser der Seite

Andreas Matzarakis
Meteorologisches Institut, Universität Freiburg

Fachgesellschaften

Kommission Klima, Tourismus und Erholunghttp://www.mif.uni-freiburg.de/isb