Meteorologe beim Hessischen Rundfunk
Bei einem der jDMG Stammtische gab es mal wieder eine Berufsvorstellung. Heute möchten wir eine kleine Zusammenfassung dazu posten. Zu Gast war Alexander, der beim Hessischen Rundfunk (hr) arbeitet und hier findet ihr ein paar Infos zu seiner Arbeit. Wie immer gibt es ein paar Fragen und seine Antworten auch in den Slides.
Was sind deine Aufgaben beim hr?
Die Hauptaufgabe besteht darin, das Wetter für Sendungen in der ARD-Familie vorzubereiten und zu verfassen. Dabei gibt es verschiedene Aufgabenbereiche, die sich einerseits speziell auf einen Sender oder ein gewisses Sendegebiet beschränken, für das man dann als Ansprechpartner gilt, andererseits aber auch direkte Zusammenarbeit mit ModeratorInnen und Planung von Wettersendungen im gesamten Bundesgebiet.
Gibt es einen typischen Arbeitstag und wie sieht der aus?
Einen typischen Arbeitsalltag gibt es in diesem Sinne nicht, da es kein Mo-Fr-Bürojob ist. Wetter im Allgemeinen und besonders beim Fernsehen ist ein 365-Tage Job. Es gibt bei mir aber zwei verschiedene Muster. Bei beiden startet der Tag mit einem ausgiebigen Check der Wetterlage und der Modelle. Einmal verfasse ich nur für eine spezielle Region Wettertexte oder aktualisiere bereits bestehende Text je nach Entwicklung der neuen Modellläufe. Nebenbei beantwortet man noch telefonische Anfragen für Interviews und Wetterauskünfte. Bei der anderen Schicht starte ich nach dem Modellvergleich mit der Erstellung der Standardwetterkarten und kümmere mich in Absprache mit der oder dem ModeratorIn und den GrafikerInnen um die Servicegraphiken. Dabei ist das auch der kreativere Part, indem man Interessantes für die Sendungen aufarbeiten kann.
Welche Möglichkeiten hast du aktuell dich beruflich weiterzuentwickeln (ohne zu kündigen)?
Möglichkeiten für Fortbildungen für andere Sendegebiete gibt es immer und man kann sich auch viel bei den KollegInnen abschauen, die bei Interviews oder Sendungen vor dem Mikro oder der Kamera stehen. Es hängt aber auch viel davon ab, was man selber an Energie investiert und was man mitbringt.
Mit deinem jetzigen Wissen: Würdest du wieder diese Stelle annehmen oder würdest du auf dem Weg dorthin Dinge anders machen?
Ja, für mich ist diese Arbeit ideal. Und ja, es gibt immer etwas, das man anders hätte machen können. Aber im Grundsatz war mein Weg bisher schon in die richtige Richtung.
Wie war dein Werdegang und wie bist du an deine Stelle gekommen?
Während meines Studiums habe ich verschiedene Sachen nebenher gemacht. Einmal das Wetterturnier, das mir nahezu seit Studienbeginn nicht nur die Möglichkeit zu Prognose, Verifikation und Erfahrungen beim Schreiben von Wetterbesprechungen liefert, sondern auch Kontakte zu einigen BerufsmeteorologInnen brachte. Zweitens, meine Zeit für MeteoGroup, später DTN, zum Erfahrungen sammeln im gezielten Wettertexte Schreiben. Und dann noch das Tutorium für Wetterbesprechung an der Uni Innsbruck, bei dem ich anderen Studierenden zeigen musste, wie sie ihre Prognose erstellen und diese auch während ihrer Präsentation argumentieren können. Das hat alles geholfen, um für diesen Job in die engere Auswahl zu kommen.
Wie stark ist der Bezug zu Inhalten aus dem Meteo-Studium? Gibt es Dinge (nicht nur, aber auch Module), die du im Studium vermisst hast und jetzt benötigen würdest?
Klar ist, man sollte mit Wettermodellen und Statistiken umgehen können. Das kann man definitiv im Studium erlernen. Auch das wissenschaftliche Arbeiten und Recherchieren von Informationen für die Graphiken kommt nicht zu kurz. Sollte da etwas falsches gesendet werden, bekommt man ziemlich schnell nicht nur digitale Post. Außerdem sollte man sich am besten vorher gut mit Geografie beschäftigen. Und auch gutes Zeit- und Stressmanagement ist ein guter Rat, denn vieles beim Fernsehen geht mit harten Deadlines einher, die bei fehlendem Inhalt für Schwarzbild im Fernsehen sorgen können.
Außerdem würde mich interessieren, wie du die Zukunft der Wettervorhersage in Radio und Fernsehen generell siehst. Siehst du vielleicht die Gefahr, dass ihr einfach durch Daten irgendeiner Wetterapp ersetzt werdet?
In Zeiten von Digitalisierung und KI muss man sich schon Gedanken machen, was bleibt und was eher nicht. Automatische Wettertexte stehen heute schon zum Teil zur Verfügung. Die Erfahrung eines guten Meteorologen oder einer guten Meteorologin kann aber viel aus Modellen und Statistiken herausholen und manches so abschätzen, dass es zu einem besseren Endprodukt kommt. Und was die Wettersendungen direkt angeht, wir können nicht mit Wetterapps konkurrieren, die für jeden Ort und Zeit eine Wetterinformation ausgeben. Wir können aber sehr wohl erklären, wie manches Wetter zustande kommt oder wie manche Ereignisse zusammenhängen. Gerade das ist es, was Wettersendungen so wertvoll macht.
Als MeteorologInnen haben wir eine hohe Verantwortung. Nicht nur, weil die Menschen wissen wollen, was morgen draußen passiert, sondern auch als Warnmedium, wenn Naturkatastrophen bevorstehen. Sendungen wie die Tageschau und die Tagesthemen haben hohe Einschaltquoten und wir erreichen mit unseren Informationen dementsprechend auch weite Teile der Bevölkerung. Eigene Sendungen wie das „Wetter vor Acht“ geben uns zusätzliche Zeit um das Wetter zu erklären. Wir können als Öffentlich-Rechtliche außerdem auf reißerische Überschriften oder Aussagen verzichten, wie sie bei manchen privaten Wetterdiensten häufiger zu Unmut führen, und seriös Zusammenhänge erklären. Dadurch schaffen wir nicht nur ein besseres Verständnis, sondern auch Vertrauen, was bei der nächsten Katastrophe Leben retten kann.
Text: Alexander Rudolph
Bilder: privat