Vortragsreihe “Klimakommunikation – Klima und Gesellschaft im Wandel”
Prof. Dr. Felix Anderl (Universität Marburg, Zentrum für Konfliktforschung):
Welche Form von Klimaaktivismus wirkt (wie)? Radikale Flanken und die Probleme einer Theorie der Protesteffekte
Welche Auswirkungen haben Protestbewegungen auf den sozialen Wandel? In der Bewegungsforschung ist diese Frage nach wie vor eine der umstrittensten. Der Forschungsschwerpunkt “Outcome Studies” hat daher eine Reihe von Methoden entwickelt, um die Auswirkungen von Protestereignissen zu messen. Die Suche nach Kausalitäten hat sich jedoch als problematisch erwiesen, da politische Veränderungen nur selten auf eine bestimmte Protestbewegung und ihre Kampagnen zurückgeführt werden können. Die Wege, auf denen Bewegungen etwas bewirken, sind komplex, verschleiert und viel länger als der Zyklus einer einzelnen Demonstration oder gar einer ganzen Protestkampagne. Doch in jüngster Zeit haben die transnationalen Bewegungen für Klimagerechtigkeit die Suche nach Belegen für ihre politische Wirkung wiederbelebt. Das liegt daran, dass jene 1) so dringend benötigt werden und 2) die Bewegungen sich in ihren Taktiken enorm unterscheiden. Während die Umfrageforschung im Allgemeinen eine öffentliche Abneigung gegenüber radikalen Repertoires feststellt, haben Sozialpsychologen positive Auswirkungen eines “radikalen Flankeneffekts” festgestellt. In diesem Vortrag versuche ich eine Synthese dieser widersprüchlichen Befunde und schlage eine Theorie der Wirkung von Bewegungen vor, die sowohl aktivistische Kompromisse als auch eine langfristige Planungsperspektive einbezieht