Golfstrom (Nordatlantikstrom) – Warum ist der Winter in Europa milder als in Nordamerika?

Winter in Europa sind vergleichsweise mild, wenngleich es manchmal tatsächlich ziemlich kalt wird. Allerdings ist die kalte Jahreszeit auf der anderen Seite des Atlantiks für gewöhnlich deutlich strenger. Immerhin liegt Deutschland auf der gleichen Breite wie der Süden Kanadas und auch Rom und New York teilen sich einen Breitengrad. Die Sonne erreicht also auf beiden Seiten des Atlantiks den gleichen Stand und liefert vergleichbar viel Energie. Der Grund, dass sich Europa im Winter nicht vollständig in eine verschneite Winterlandschaft verwandelt, ist der Golfstrom. Korrekterweise müssten wir vom Nordatlantikstrom sprechen, denn Golfstrom heißt eigentlich nur der Abschnitt von den Bahamas bis nach Neufundland. Doch umgangssprachlich wird auch der von dort nach Europa reichende Ast so genannt. Ursache für die Meeresströmung ist die atmosphärische Zirkulation. Zwischen den östlichen Passatwinden und der Westwindzone strömt Wasser zusammen und es bildet sich eine Art Wasserberg. Warum das so ist, erklären wir euch Anfang November. Dieser Berg aus Wasser ist das maritime Äquivalent zu einem Hochdruckgebiet in der Atmosphäre. Folglich entwickelt sich eine Strömung im Uhrzeigersinn. Der westliche Teil davon transportiert als Golfstrom warmes Wasser vom Golf von Mexiko nordwärts in den Nordatlantik. Die vorherrschend westlichen Winde im europäischen Winter führen Luft über den entsprechend warmen Atlantik zum Festland. Somit bleibt es relativ mild und der meiste Niederschlag fällt als Regen. Je weiter man sich vom Atlantik entfernt, desto schwächer wird der Einfluss des Golfstroms. Herrscht im Winter in Mitteleuropa einmal östliche Strömung, kommt die Luft statt vom Atlantik vom kalten Inneren des Kontinents. Dann bricht auch bei uns der Winter mit aller Kraft ein.

Text: Felix Herz
Bilder: Michael Thomas